Das Dorf Selzach

Dorfansicht von Süden, 2024, Rolf Schweingruber, Selzach

Dorfansicht von Süden, 2006.  Jürg Stauffer, Solothurn

Selzach liegt in einer eiszeitlich überformten
Moränenlandschaft am Südfuss
des Jurakamms auf halbem Weg
zwischen Solothurn und Grenchen.


Am Jura
Das Gemeindegebiet erstreckt sich vom Jura bis zur Aareebene hin und besteht aus Dorfteilen und Weilern: Selzach mit Unterdorf, Dorfmitte und Oberdorf, die nördlich davon liegenden Ortsteile Moos, Bäriswil und Chänelmoos sowie die beiden Weiler Haag im Westen und Altreu im Süden.
Drei Bergkorporationen – Schauenburg, Stallberg und Althüsli – gehören ebenfalls zur Gemeinde Selzach und liegen auf rund 1100 bis 1440 Meter über Meer und reichen teils über den Jurakamm hinweg. In der Ebene reicht das Land der Gemeinde bis mitten in die  Aare hinein, wobei auch eine kleine bewohnte Insel dazugehört, die über Jahrhunderte hinweg durch die Strömung der Aare entstanden ist.                                                                                                               

 

Älteste Urkunde von 1181

Zahlreiche Funde aus der Römerzeit bezeugen eine frühe Besiedlung des Gebietes, das jedoch wohl auch schon in vorrömischer Zeit Niederlassungen kannte. Vor allem Altreu kam schon früh eine wichtige Rolle zu. Als römisches Flusskastell entstanden, besass Altreu eine Aarebrücke, welche die Römerstrassen nördlich der Aare mit der römischen Hauptroute südlich der Aare zwischen Aventicum (Avenches) und Salodurum (Solothurn) verband.
Im 12. Jahrhundert waren sowohl das St.-Ursen-Stift in Solothurn als auch die Grafen von Neuenburg in Selzach begütert. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Selzach 1181, als Graf Ulrich II. von Neuenburg vom St.-Ursenstift in der «Villa Selsacho» drei Höfe, eine Mühle und einen Wald erhielt. Das Jahr 1181 gilt heute als eigentliches Gründungsjahr des Dorfes. 1309 liessen die Herren von Neuenburg-Strassberg durch Teilung die Herrschaft Altreu entstehen. Diese umfasste die heutigen Gemeinden Selzach und Bettlach sowie einen Teil von Lommiswil.
Das Städtchen Altreu besass dabei eine eigene Bürgerschaft mit einem Schultheissen an der Spitze. Nachdem Altreu 1375 von plündernd durchs Land ziehenden französischen und englischen Söldnergruppen, den sogenannten Guglern, zerstört worden war, verlor das Städtchen an Bedeutung und bildete fortan einen Teil des Gerichtskreises Selzach. In Bezug auf sein Dorfgebiet behielt es aber eine gewisse Eigenständigkeit. Man hatte nach 1375 allerdings auf einen Wiederaufbau des mittelalterlichen Städtchens verzichtet, was nicht zuletzt durch den natürlichen Flusslauf der Aare bedingt war, der sich auf das Areal des ehemaligen Städtchens auszudehnen begann. An dessen Randgebiet entwickelte sich in der Folge ein Weiler. Nach mehreren Besitzerwechseln ging die Herrschaft Altreu 1389 schliesslich an Solothurnin der Vogtei Lebern über, in welcher Selzach als alter Gerichtsort bis 1798 einen Gerichtskreis bildete. Der Weiler Altreu behielt bis zur Modernisierung des Gemeindewesens 1831 mit einem eigenen Ammann, einem Weibel und einer Allmend eine gewisse Autonomie innerhalb der Gemeinde Selzach.

 


Foto: Tina Bratschi, 2024

Wirtschaftlicher Aufschwung
Nachdem 1857 die Bahnlinie Solothurn-Biel eröffnet worden war und Selzach eine Bahnstation erhielt, begann ab 1870 in Selzach die Ansiedlung der Uhrenindustrie, die das Gesicht des Ortes in der Folge veränderte. Nicht nur die Uhrenindustrie brachte Selzach im ausgehenden 19. Jahrhundert einen gewissen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch die 1893 erstmals aufgeführten Passionsspiele, die das Dorf über die Landesgrenzen hinaus bekannt machten. Davon zeugen nicht zuletzt die grosse Zahl der Wirtschaften im Dorf, sowie etliche Wohnbauten dieser Zeit.

Heute prägen im Dorf eine Reihe von kleineren und grösseren Firmen das Arbeitsleben. Neben modernsten Technologien, wie etwa der international beachteten Medizinaltechnik aus Selzach, kommt der Landwirtschaft aber heute ebenfalls noch immer eine wichtige Rolle zu.